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Erfahrungsbericht von Schiedsrichter Tommy Hinsken

U18 Europameisterschaft in Lille

05. August 2025

Als Schiedsrichter durfte ich zusammen mit meiner Kollegin Maya Antia-Frese aus Lübeck sowie Friedrich Najork als Judge Teil der U18-Feldhockey-Europameisterschaft in Lille sein – ein intensives, lehrreiches und auch sehr warmes Turnier mit Temperaturen bis zu 30 Grad.

Rund ein halbes Jahr nach der Nominierung reiste ich am Tag vor Turnierbeginn mit dem Zug nach Lille – erstaunlicherweise völlig ohne Verspätung! Ich weiß gar nicht, was so manch einer für Probleme mit der Deutschen Bahn hat 😉

Noch am selben Abend fand ein Meeting statt, bei dem sich alle Schiedsrichter (engl. Umpires) und Umpire Manager (UM) persönlich kennenlernten. Zuvor hatten wir uns nur per Zoom gesehen und ein paar organisatorische Dinge besprochen. Da wir insgesamt 18 Schiedsrichter und 3 Manager aus rund zehn europäischen Nationen waren, war Englisch die offizielle Amtssprache. Das klappte bei einigen direkt gut, bei anderen eher weniger – besonders dann, wenn zum Beispiel der Schotte aus Glasgow loslegt und ohne Punkt und Komma im tiefsten Dialekt spricht. Mit Schulenglisch kommt man da schnell an seine Grenzen! Zum Glück hatten wir bereits im Zoom-Meeting erste Eindrücke voneinander bekommen und konnten den Samstag vor allem dafür nutzen, uns aufeinander einzustellen.

Im Rahmen des Zoom-Meetings wurden wir in Gruppen eingeteilt, die jeweils ein Thema wie z. B. den pre-match talk (Besprechung vor dem Spiel) vorbereiteten und am Samstag persönlich präsentierten – ein gelungener Auftakt in die Turnierwoche, mit viel Spaß, Begeisterung für die Sache und der nötigen Ernsthaftigkeit!

Nach dem intensiven Austausch sowie der Vorbereitung auf die Woche wurden die ersten Spielansetzungen veröffentlicht. Diese sollten künftig jeweils am Abend vorher für den kommenden Tag bekanntgegeben werden.

Insgesamt durfte ich im Verlauf der Woche fünf Spiele (vier männlich, eines weiblich) aktiv leiten und war zusätzlich bei zwei weiteren Partien als Reserve eingeteilt. Und wer denkt, als Reserve hätte man nichts zu tun, war offensichtlich noch nie in dieser Rolle 😉. Der Reserve-Schiedsrichter gehört voll zum Team, nimmt am pre-match talk teil und übernimmt – je nach Absprache – auch verschiedene kleinere Aufgaben. Im „schlimmsten“ Fall springt er ein, falls sich ein Kollege während des Spiels verletzt. Genau das passierte während der Woche tatsächlich – glücklicherweise nicht bei mir 😃.

Nach jedem Spiel fand eine ausführliche Nachbesprechung mit den beiden Schiedsrichtern, dem Reserve-Schiedsrichter und einem UM statt. In einem offenen Dialog wurden sowohl positive Aspekte als auch Punkte, die zukünftig verbessert werden sollten, besprochen – eine tolle Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung.

Am Donnerstag war nach den vielen intensiven Spielen der sogenannte Rest Day – ein Erholungstag für alle Beteiligten. Den Vormittag nutzten Maya und ich, um auf Bitte von Valentin Altenburg mit der weiblichen U18-Mannschaft ins Gespräch zu kommen – ähnlich wie Ben Göntgen es zuvor bei den DANAS gemacht hatte. Mit Erlaubnis der UMs vor Ort sowie des DHB-SRA entwickelte sich ein wertvoller Dialog zwischen Schiedsrichterinnen und Spielerinnen.

Den Rest des Tages nutzten wir vor allem für eins: Ausruhen! Am späten Nachmittag stand dann das gemeinsame Team Event auf dem Programm – erst Bowlen, dann ein gemeinsames Abendessen mit allen Offiziellen. Ein schönes Erlebnis, das unseren Teamgeist noch weiter gestärkt hat.

Am letzten Turniertag standen neben den Medaillenspielen auch weitere Partien auf dem Spielplan – etwa die Spiele um den Klassenerhalt. Natürlich möchte man als Schiedsrichter – wie jede Mannschaft – am liebsten das Finale pfeifen. Doch bei der Nominierung spielen neben der gezeigten Leistung auch andere Faktoren eine Rolle – unter anderem, welche Nationen im Finale stehen. Da die deutsche männliche U18 das Finale erreichte und sogar gewann (an dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch 😊), war eine Finalnominierung für mich keine Option.

Stattdessen durfte ich das spannende Spiel Schottland gegen England pfeifen – ein Duell, das nicht nur sportlich brisant war, sondern auch von nationalem Stolz geprägt wurde.

Zum Abschluss des Turniers erhielt jeder Schiedsrichter eine persönliche Abschlussbesprechung mit allen drei UMs, eine Bewertung der Woche sowie eine Perspektive für die Zukunft.

Nach einer intensiven, aber sehr bereichernden Woche voller spannender Spiele, neuer und alter Freundschaften sowie wertvoller Erfahrungen ging es am Sonntag per Zug zurück nach Hause – auch hier wieder völlig problemlos 😉.

Ich freue mich schon auf mein nächstes internationales Turnier – darauf, wieder Teil großartiger Hockeyspiele zu sein, alte und neue Freunde zu treffen und Kontakte in der ganzen Welt zu knüpfen!

 

Ein Bericht von Tommy Hinsken


 

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