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Blicke in vergangene Zeiten

Hier werden jetzt und in Zukunft "Fundstücke von Damals" veröffentlicht werden, die den WHV betreffen. Wenn Sie also Fotos oder Berichte von WHV-Veranstaltungen haben, senden Sie diese gerne an die WHV GEschäftsstelle.

Fundstücke des Hockeysports

Dies ist keine Seite zur Geschichte des WHV, sondern lediglich eine unsortierte Ansammlung oben beschriebener "Fundstücke".

Schule und Verein 1922

Heute gibt es Kooperationen zwischen vielen Schulen und Sportvereinen. Das war nicht immer so.  Dankbar kann man feststellen, dass zwischen den Schulen und Vereinen heute ein gutes Vertrauensverhältnis besteht, das zu pflegen eine wichtige Aufgabe für alle Beteiligten ist. 

Als ich alte Akten unseres HTC Bad Neuenahr durchblätterte fand ich einen interessanten, für die heutige Zeit wirklich lustigen Briefwechsel, zwischen dem damaligen Direktor des Realgymnasiums, (das ist die Vorgängerschule des Peter – Joerres – Gymnasiums), dem hochverehrten Herrn Dr. Leyhausen und dem ersten Vorsitzenden des HTC, Generaldirektor Ernst Rütten.  Man könnte diesen Briefwechsel in der PJG – Schulzeitschrift abdrucken, nicht, um die Schule oder die damalige Zeit zu glossieren, sondern um zu zeigen, wie sich die Zeiten geändert haben und wir mit ihnen. Zu der Gründungszeit in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts war jede sportliche Betätigung irgendwie verpönt. –
Und hier der Briefwechsel zwischen dem früheren Schulleiter und dem damaligen Vorsitzenden des HTC :


HTC Bad Neuenahr 1920 e.V.      25. Oktober 1922 

An
Herrn
Gustav Langen
Vorsitzender des Elternbeirates des
Realgymnasiums Ahrweiler-Neuenahr

Neuenahr
Johannisberg



Sehr geehrter Herr Langen!

Wie uns mitgeteilt wird, hat Herr Gymnasialdirektor Dr. Leyhausen gemäß einem Konferenzbeschluß die Mitglieder unseres Hockey-Clubs Fräulein Lilo Sinn, Unterprimaner Marx und Ihren Sohn Claus aufgefordert, ihren Austritt aus unserem Verein zu erklären und zwar als Bestrafung dafür, daß sie am Sonntag, den 15. Okober a. c. anlässlich des Hockeyspiels gegen den Mayener Hockey – Club die daran anschließende Zusammenkunft beider Vereine im Hotel Astoria ohne Teilnahme der betreffenden Eltern und ohne Befragen ihrer Lehrer besucht haben.

Unsere Mitglieder haben im guten Glauben an dieser Veranstaltung des Hockey – Clubs teilgenommen, da diese geselligen Zusammenkünfte mit auswärtigen Vereinen bereits seit zwei Jahren stattgefunden haben, und zwar wie Ihnen bekannt ist, meistens im Kurhaus, außerdem haben die betreffenden Mitglieder ausdrücklich den unterzeichnenden Vorsitzenden und seine Frau, sowie den Schatzmeister Herrn Architekt Oebel um Erlaubnis gebeten, unter unserem Schutz die Veranstaltung besuchen zu dürfen (Frau Sinn hatte sogar ausdrücklich Frau Direktor Rütten gebeten, ihre Tochter mitzunehmen). Daher hielten sich die Mitglieder für durchaus berechtigt, dieser Veranstaltung beizuwohnen. Sie konnten dieser Ansicht um so mehr sein, als, wie Ihnen bekannt ist, der Hockey – Club seit Bestehen mit dem Gymnasium und seiner Lehrerschaft die engsten Beziehungen aufrecht erhalten hat, die besonders darin ihren Ausdruck fanden, daß Herr Dr. Flamm und seine Gattin aktiver Mitglied waren und heute noch inaktive Mitglieder sind, andererseits die anderen Lehrer zu unseren Veranstaltungen wie Stiftungsfest, Sommerfest und dergleichen aufs herzlichste eingeladen waren und an diesen Veranstaltungen die Herren Studienrat Dr. Peters und Fuhrmann und sogar Herr Direktor Dr. Leyhausen selbst teilgenommen haben. Falls daher der Teilnahme der Mitglieder, die noch das Gymnasium besuchen, an derartigen Veranstaltungen die geltenden Schulgesetzen entgegenstehen, hätte von Seiten der Lehrerschaft nur eines Wortes bedurft, daß wir selbstverständlich unsere Schülermitglieder  von diesen Veranstaltungen ausgeschlossen hätten.

 Wir halten daher unter diesen Umständen die Bestrafung für eine im guten Glauben und unter unserer Verantwortung begangene Uebertretung für außerordentlich schwer, die in keinem Verhältnis zu dem tatsächlichen Vergehen steht. Außerdem wird aber durch diese Bestrafung der Hockey – Club selbst getroffen und in seinen Bestrebungen gehindert, der vor Jahren zum Zwecke der Förderung der von allen Behörden, auch den Schulbehörden, anerkannten Leibesübungen und Jugendpflege gegründet worden ist, und zwar gerade im Interesse unserer hiesigen männlichen und weiblichen Jugend, denn durch das Ausscheiden unserer Mitglieder Marx und Ihres Sohnes ist es uns nicht möglich, eine starke, spielfähige Mannschaft aufzustellen, sodaß wir bereits das am nächsten Sonntag fällige Verbandswettspiel unter Hinweis auf die vorliegenden Verhältnisse absagen mussten.

 Da auch in Zukunft wegen kleiner Schulvergehen es immer wieder geschehen kann, daß als Strafe das Verbot des Hockeyspielens und der Austritt aus unserem Verein festgesetzt wird, ist eine große Beunruhigung unter unseren –Schülermitgliedern eingetreten, die unter diesen Umständen lieber ganz auf das Hockey- und Tennisspielen verzichten wollen, ganz abgesehen davon, daß durch das Ausscheiden dieser Schülermitglieder unser ganzer Verein in Frage gestellt ist. Wir können nicht annehmen, daß das die Absicht des Lehrerkollegiums ist, und sicher auch nicht in der Absicht der Eltern der Schüler liegt, und wir bitten daher ergebenst, die Angelegenheit in der nächsten Sitzung des Elternbeirates zur Sprache zur Sprache zu bringen und eine Einigung herbeizuführen auf der Grundlage, daß die bestraften Mitglieder in unserem Verein bleiben dürfen und gleichzeitig eine Erklärung des Lehrerkollegiums erfolgt, daß sie den Hockey – Club nicht als im Gegensatz zu den Bestrebungen der Schule ansieht, sondern vielmehr als ein wichtiges Bindeglied zwischen Schule und Haus betrachtet, da hierdurch auch außerhalb der eigentlichen Schulzeit in einem geordneten Verein für ihre körperliche Ertüchtigung gesorgt wird.

 Wir würden Ihnen dankbar sein, wenn Sie uns von dem Ergebnis der Sitzung des Elternbeirates umgehend Nachricht geben würden.
Mit sportlichem Gruß 

Hockey – Club Bad Neuenahr
 Ernst Rütten
1.    Vorsitzender 


                                       Antwort:

Der Direktor des Realgymnasiums      Ahrweiler, den 6. Nov, 1922


Herrn

Kurdirektor Ernst Rütten

Neuenahr

Zu Schreiben vom 2. November 1922

Die Lehrerkonferenz beschloß am 4. November:

In Anbetracht der Verlegenheit, die dem Hockey – Club Neuenahr erwächst, wenn die von der Anstalt wegen Uebertretung der Schülerordnung bestraften Schüler an den vereinbarten Wettspielen im Monat November 1922 nicht teilnehmen, wird den Schülern Claus Langen und Ludwig Marx in entgegenkommender Weise ausnahmsweise gestattet, sich an den erwähnten Wettspielen zu beteiligen.

Indes bleiben sie von allen Uebungsspielen und etwaigen Wettspielen ausgeschlossen bis auf weiteres ausgeschlossen. Bedingung der Vergünstigung sowie der weiteren Zugehörigkeit  aller Schülermitglieder zum Verein ist, daß die Schüler an keiner Festlichkeit oder ähnlichen Veranstaltung ohne vorherige Genehmigung der Schule sich beteiligen, daß sie sich auch im übrigen dem Rahmen der Anstalt anpassen und zu keinerlei Klagen, auch hinsichtlich ihres Fleißes Anlaß geben

Dr. Leyhausen,
Stud.-Direktor   

Hockey-Jugend #10 Ausgabe 1954

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